OsteoLink ist ein Projekt der International Osteoporosis Foundation (IOF)
in Zusammenarbeit mit der Universität Genf.

Wie entsteht Osteoporose?

Wie häufig ist die Osteoporose?

Was sind die Beschwerden einer Osteoporose?

Wie wird die Osteoporose diagnostiziert?

Osteoporose und Diabetes mellitus

 

Wie entsteht Osteoporose?

Die aktuelle Knochenfestigkeit und Knochenmasse wird durch zwei Einflussgrößen bestimmt: einerseits durch den Knochenaufbau während der Jugend und dem frühen Erwachsenenalter; andererseits durch das Ausmaß des sich anschließenden, alters-bedingten Knochenmassenverlustes. Die maximale Knochenmasse, die in der Regel gegen Ende des zweiten Lebensjahrzehntes erreicht wird, wird durch eine Vielzahl von Einflüssen wie Erbfaktoren, hormonelle Veränderungen (v.a. während der Pubertät), Ernährung und körperliche Aktivität (mechanische Belastung) bestimmt. Der genetische Einfluss spielt beim Erreichen der maximalen Knochenmasse die grösste Rolle.

Der Knochen unterliegt einem fortwährenden Umbau. Ab dem 40. Lebensjahr befinden sich die An- und Abbauprozesse nicht mehr im Gleichgewicht und es wird in der Folge Jahr für Jahr mehr Knochensubstanz ab- als angebaut. Die hauptsächlichen Ursachen für den Knochensubstanzverlust in der zweiten Lebenshälfte ist der, nach der Menopause einsetzende Östrogenmangel bei der Frau, Alter, Lebensstil, Mangel- und Fehlernährung, Umweltfaktoren, sowie Krankheiten, die zu einem vermehrten Knochensubstanzverlust führen. Mit dem Älterwerden steht eine Unterversorgung mit Kalzium und Vitamin D im Vordergrund. Mit abnehmender Knochenmasse und gleichzeitiger Verschlechterung der Knochenarchitektur (-stabilität) nimmt die Widerstandsfähigkeit ab und das Risiko für einen Knochenbruch steigt an.

 

Wie häufig ist die Osteoporose?

Die Osteoporose zählt zu den häufigen Krankheiten im Alter. Die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens eine osteoporotische Fraktur zu erleiden beträgt in der Schweiz im Alter von 50 Jahren für die Frau ca. 50% und für den Mann ca. 20%.

 

Was sind die Beschwerden einer Osteoporose?

Im frühen Stadium verursacht die Osteoporose keine Beschwerden, der Knochenabbau verläuft lange Zeit unbemerkt. Erst mit Auftreten von Frakturen (z.B. Wirbelbrüche) können Symptome wie Rückenschmerzen auftreten. Langsam brechen die Wirbelkörper in sich zusammen, was zu einer Höhenminderung mit Körpergrößenabnahme und ev. zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule ("Witwenbuckel") führt. Die Brüche infolge Osteoporose sind auch mit einer Verminderung der Alltagsfähigkeit (Behinderung in der Ausführung täglicher Arbeiten) und erhöhter Sterblichkeit vergesellschaftet. Mit zunehmendem Alter können Schenkelhalsbrüche auftreten. Diese erfordern in der Regel nicht nur eine operative Versorgung im Spital, sondern führen meist auch zu Komplikationen: knapp ¼ der Patienten stirbt innerhalb des 1. Jahres nach einer Schenkelhalsfraktur, fast 1/5 der übrigen Betroffenen bleibt danach dauerhaft pflegebedürftig.

 

Wie wird die Osteoporose diagnostiziert?

Sind schon Knochenbrüche ohne grössere Gewalteinwirkung, wie z.B. ein Wirbelkörper- oder ein Schenkelhalsbruchaufgetreten kann das Röntgenbild allein die Diagnose einer Osteoporose und die Notwendigkeit zur Behandlung ergeben.

Das ärztlichen Gespräch (Anamnese) und die klinische Untersuchung ermöglichen häufig das Vorhandensein von Erkrankungen zu erkennen oder wenigstens zu vermuten, die mit einem erhöhten Frakturrisiko einhergehen. Desweiteren ist das Ziel der Anamnese, Risikofaktoren für eine Osteoporose zu erfassen, aktuelle Beschwerden, sowie den allgemeinen Gesundheitszustand zu erheben. Aufgrund der Anamnese und der körperlichen Untersuchung wird dann in der Regel entschieden, ob weitere Untersuchungen wie eine Knochendichtemessung (Bestimmung des Knochenmineralgehalts) oder zusätzliche Laboruntersuchungen angezeigt sind. Generell wird heute eine Weiterabklärung bei Patienten mit erhöhtem Frakturrisiko (z.B. bereits erlittene Frakturen ohne entsprechendes Trauma, Langzeitbehandlung mit Glukokortikoiden (Cortison-haltige Medikamente), geringes Körpergewicht, erhöhtes Sturzrisiko, sowie bei speziellen Krankheiten) empfohlen.

 

Osteoporose und Diabetes mellitus

Inwieweit zwischen den beiden Krankheitsbildern, Diabetes mellitus und Osteoporose, ein Zusammenhang besteht, ist nur teilweise geklärt. Neuere Arbeiten weisen darauf hin, dass Typ-1 und Typ-2 Diabetes mit einem erhöhten Osteoporose- und Frakturrisiko einhergehen. Typ-1 Diabetikerinnen haben ein um bis 12-fach höheres Risiko für Hüftfrakturen als gesunde Frauen. Auch beim Typ-2 Diabetes ist das Frakturrisiko erhöht: Bei Frauen mit Typ-2 Diabetes ist das allgemeine Frakturrisiko verglichen mit Nicht-Diabetikern um den Faktor 1.7 erhöht, das Hüftfrakturrisiko ist immerhin 6-7mal höher. Aus diesen Zahlen geht hervor, dass Typ-2 Diabetiker ein deutlich geringeres Frakturrisiko als Typ-1 Diabetiker haben.

Die Knochendichte ist bei Typ-1 Diabetiker häufig erniedrigt und erklärt, zumindest teilweise, das erhöhte Frakturrisiko. Bei Typ-2 Diabetikern hingegen sind die Knochenmineral-gehaltswerte im Gegensatz häufig normal. Damit muss davon ausgegangen werden, dass bei Typ-2 Diabetikern weniger der Knochensubstanzverlust sondern möglicherweise mehr die Veränderungen der Knochenqualität zum erhöhten Frakturrisiko beitragen.



Vertiefte Informationen für Typ 1 Diabetiker

Typ 1- Diabetiker haben in der Regel eine langjährige Krankheitsdauer bis zum Zeitpunkt der Knochendichtemessung und die metabolische Störung ist meist vor Erreichen der maximalen Knochenmasse (zwischen 20 und 30 Jahren) aufgetreten. Klinische Studien und histomorphometrische Untersuchungen (Gewebeuntersuchungen) konnten zeigen, dass bei Diabetes Typ 1 vor allem ein verminderter Knochenanbau vorliegt, was sich zum Teil durch den Insulinmangel erklären lässt. Insulin ist ein anaboler (aufbauender) Faktor, welcher die Knochenneubildung (Kollagensynthese) stimuliert. Auch der anabole Faktor IGF-1 (insulin-like growth factor, insulin-ähnlicher Wachstumsfaktor) ist bei Typ-1 Diabetikern erniedrigt, was ebenfalls zu einer erniedrigten Knochenmasse beiträgt. Zusätzlich scheinen die diabetischen Spätkomplikationen wie Nephropathie (Nierenbeteiligung) und Mikroangiopathie (Veränderung der kleinen Gefässe) den Knochensubstanzverlust zu verstärken. Demzufolge scheint nicht erstaunlich, dass die Knochendichte bei Patienten mit Diabetes Typ 1 um ca. 10% vermindert ist, wobei v.a. der Schenkelhals und weniger die Knochendichte an der Wirbelsäule betroffen ist. Desweiteren erhöhen die Spätkomplikationen, vor allem die eingeschränkte Sehkraft (Retinopathie), die periphere arterielle Verschlusskrankheit (Angiopathie) und die Neuropathie (Nervenschädigung), das Sturzrisiko und damit das Risiko für Knochenbrüche.

Trotz dem erhöhten Osteoporoserisiko bei Diabetes Typ 1 wird bei betroffenen Patienten kein generelles Screening (Vorsorgeuntersuchung) mittels einer Knochendichtemessung empfohlen. Vielmehr gilt es bei betroffenen Patienten das individuelle Osteoporoserisiko abzuschätzen und entsprechend diagnostische und therapeutische Schritte abzuwägen.

 

Vertiefte Informationen für Typ 2 Diabetiker

Die Wahrscheinlichkeit eine Osteoporose zu entwickeln ist bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 weniger ausgeprägt als beim Diabetes Typ 1. Einige Studien konnten sogar zeigen, dass die Knochendichte bei Typ 2 Diabetiker sogar erhöht ist, was auf eine möglicherweise schützende Rolle metabolischer Veränderungen (Übergewicht, hohe Insulinspiegel) hinweist. Paradox scheint das gehäufte Auftreten von Knochenbrüchen bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2. Die Ursachen für das von der Knochendichte unabhängig erhöhte Knochenbruchrisiko sind vielfältig. Diabetesspezifische Risikofaktoren sind Sehstörungen im Rahmen einer diabetischen Retinopathie oder einer Linsentrübung, eine Krankheitsdauer von über 10 Jahren sowie eine Insulinbedürftigkeit.

Es gibt auch Hinweise, dass Medikamente, die zur Behandlung des Diabetes eingesetzt werden, zu einem erhöhten Frakturrisiko beitragen. Untersuchungen bei Typ-2 Diabetikern haben gezeigt, dass unter einer Behandlung mit Glitazonen das Frakturrisiko erhöht ist. Die meisten Frakturen betrafen das periphere Skelett. Die Glitazone stimulieren die gemeinsamen Vorläuferzellen von Fettzellen und Osteoblasten (Knochenanbauzellen), sich mehr in Fettzellen zu differenzieren, damit nimmt die Osteoblastenzahl und der Knochenanbau ab. Metformin oder Glibenclamid haben keinen Einfluss auf das Frakturrisiko.