Die Knochendichtemessung stellt immer noch den Eckstein der
Diagnose der Osteoporose dar, und mit zunehmender Abnahme der
Mineralgehaltswerte steigt das Frakturrisiko an. Bei der
Interpretation der Densitometrieresultate muss aber unterschieden
werden zwischen der diagnostischen Schwelle (WHO-Definition der
Osteoporose: T-score ≤ -2.5) und der Interventionsschwelle, mit
anderen Worten, wann liegen die gemessenen Knochendichte-werte im
osteoporotischen Bereich und wann besteht Handlungsbedarf. Ein
T-score von -2.5 gemessen am Oberschenkelhals bei einer 55-jährigen
Frau ohne zusätzliche Risikofaktoren ist mit einer
10-Jahreswahrscheinlichkeit eine osteoporotische Fraktur
(vertebrale oder nicht-vertebrale) von weniger als 10% assoziiert,
mit zunehmendem Alter steigt die Frakturwahrscheinlichkeit bei
identischem T-score aber signifikant an. Das Lebensalter stellt bei
Frauen und Männern also ein starker Risikofaktor für
Wirbelfrakturen und Schenkelhalsfraktur dar, unabhängig von anderen
Faktoren.
Neben Alter und Knochenmineralgehaltswerten leisten auch bereits
vorhandene Wirbelfrakturen einen unabhängigen Beitrag zum
Frakturrisiko. Bei einer einzelnen Fraktur besteht ein 3-fach
erhöhtes Risiko einer neuen Wirbelfraktur, bei 2 prävalenten
Frakturen ein 10-fach und bei ³3 Wirbelfrakturen ein über 20-fach
erhöhtes Risiko. Auch eine periphere Fraktur nach einem
Bagatelltrauma ist mit einem Risiko für weitere Frakturen
assoziiert, allerdings in einem geringeren Ausmass als
Wirbelfrakturen.
Bei Frauen und Männern mit erniedrigtem Knochenmineralgehalt und
erhöhter Knochenabbaurate (kann im Blut/Urin gemessen werden) ist
das Frakturrisiko in etwa doppelt so hoch wie bei Patienten mit
erniedrigtem Knochenmineralgehalt und normaler Knochenabbaurate.
Dabei stellen v.a. die Resorptionsmarker eine unabhängige
Determinante für das Frakturrisiko dar und erlauben eine bessere
Beurteilung des Frakturrisikos als die Knochendichte allein.
Ein niedriges Körpergewicht (BMI <20) ist bei Frauen und
Männern mit einem 2-fach erhöhtem Schenkelhalsfraktur Risiko
assoziiert, wobei sich das erhöhte Frakturrisiko durch die
Verminderung der Knochendichte erklärt.
Stürze in der Anamnese gehen mit einem erhöhten Risiko, vor
allem für Arm-, Bein- und Schenkelhalsfrakturen, aber auch
Wirbelfrakturen, einher.
Bei Personen, bei denen anhand ihres klinischen
Risikoprofils ein erhöhtes Frakturrisiko zu erwarten ist werden
weitere Abklärungen empfohlen. Die Entscheidung welcher Art die
Intervention sein soll ergibt sich dann im Kontext aller Befunde
und Faktoren die zu einer Erhöhung des Frakturrisikos führen und
ist individuell zu fällen.